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Wann kann man aus RPG Java Bytecode generieren?

Diese Frage bekomme ich relativ häufig von Kollegen gestellt, die mir eine gewisse Kompetenz in beiden Welten zutrauen. Meist antworte ich auf diese Frage dann: „Hoffentlich nie!“. Um die Provokation zu mildern, die der ein oder andere bei dieser Antwort empfinden mag, füge ich dann oft hinzu: „Wenn Sie weiterhin die gleichen Anwendungen wie bisher haben wollen, dann machen Sie mit den Werkzeugen wie bisher weiter, wenn Sie flexiblere Anwendungen brauchen, wechseln Sie zu Java!“.

Eine zweite Frage, die ich einmal in einer klassischen Situation wo man nicht so reagieren sollte, vordergründig betrachtet provokativ beantwortet habe, war die Frage nach meinen Stärken und Schwächen in einem Vorstellungsgespräch, die ich mit dem Satz : „Meine Stärken sind meine Schwächen!“ beantwortet habe. Ich habe diesen Job dann (aus heutiger Sicht vielleicht leider) bekommen.

Was hat dies alles mit der Fragestellung zu tun, ob der AS/400 die Softwarebasis schrumpft? Eine ganze Menge, denke ich. Wenn man die Schwächen der AS/400 sucht, dann muss man zuerst nach den Stärken sehen. Eine große Stärke der AS/400 war immer das, was der Hersteller Investitionsschutz nannte, Auf der AS/400 von heute läuft noch (fast) jedes Programm, das auf einer ihrer Vorgängermodelle lief und als dies kürzlich erstmals durchbrochen wurde mit dem Rückzug von Office Vision /400, gehörte Common zu denjenigen, die protestierten. Jahrelang hieß eine Begründung pro AS/400, dass mehr als 30.000 Branchenanwendungen auf AS/400 laufen, wohl wissend, dass die Mehrzahl davon im Grunde /3 Anwendungen waren, die längst nicht mehr dem Stand der Technik entsprachen, auch wenn Sie durch mehrfache maschinelle Migration als moderne ILE Anwendungen erschienen.

An diesen Anwendungen ist jedoch alles vorbei gegangen, was sich in den mehr als 20 Jahren ihrer Existenz ereignet hat. Eine WEB Anwendung unterscheidet sich von einer 5250 Anwendung nicht primär dadurch, dass die eine in einem Browser abläuft und die andere auf einem Greenscreen, der über Twinax angeschlossen ist, der Hauptunterschied besteht darin, dass die Anwendungen von völlig anderen Benutzern, mit völlig anderen Rahmenbedingungen benutzt werden. Aus einer Überweisungs Erfassungs Anwendung im 5250 Modus, wird durch Screen Scraping keine Homebanking Software, auch wenn man ausgefuchstere Tools als Workstation Gateway verwendet.

Aber nicht nur im unmittelbaren Bereich von Internet Anwendungen haben sich die Anforderungen geändert. Im industriellen Fertigungsbetrieb von heute, hat die Fertigung vielfältiger Varianten auf Abruf längst die Lagerung von Großserien Produkten verdrängt. Der Handel hat sich vom reinen Verteilungs-Service zu einem Dienstleistungs-Unternehmen seiner Kunden entwickelt. Korrespondierend hierzu ist die Erfassung von Massendaten verdrängt worden durch die Erfassung vielfältig verflochtener Daten, direkt am Ort der Entstehung, oft durch den Kunden selber.

Die Stärke der AS/400, alles und jedes an Software am Leben zu erhalten ist längst zur Schwäche geworden und die Migration von ehemaligen /3 Schinken in RPG nach Java wären das erste Läuten der Todesglocken der AS/400; das würde ohnehin kaum noch auffallen, da ja nur ein einziger Buchstabe von vieren zur Auswahl, bei der i-series verschwinden würde. Die Hoffnung auf die Migration von RPG nach Java ist nicht der Strohhalm an den man sich versucht zu klammern, sondern der Sumpf, der bereits unten an den Füssen zieht.

Beschleunigt wird der Verfallsprozess der AS/400 auch noch durch den Umstand, dass die Plattform nicht von den immensen Verbesserungen im Bereich der Hardware profitieren darf. Krankten die ersten AS/400 noch an derselben Krankheit, wie die geniale /38, der unzureichenden Power der Hardware, so ist diese heute im Überschuss vorhanden. Genauer gesagt, sie wäre im Überschuss vorhanden, würde man sie denn lassen. Die Leistung ist in einem solchen Maße vorhanden, dass sie gezielt mit Schadprogrammen in kunstvoll getunten Blindschleifen vernichtet wird, CFINT lässt grüßen.

Das Resultat hiervon ist, dass man zum Beispiel immer noch aus Performancegründen auf Journalisierung und Transaktionssicherheit durch Einsatz von Commit verzichtet. Gegen SQL und für den Einsatz von record level access wird immer noch zuoberst Performance ins Feld geführt. ILE Anwendungen verzichten meist auf feinkörnige Modularisierung zu Ungunsten von statischem Binden riesiger monolithischer Programme. Der File-Server läuft auf NT, der Web Server ist ein Indianer und läuft auf einer finnischen Freeware und daneben steht eine AS/400, die ihre Zeit in Warteschleifen verbringt. Aber vielleicht verhindert CFINT wenigstens die Migration von /3 RPGs nach Java und wäre damit vielleicht doch noch für etwas gut gewesen.

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